Pfingstrose
Die Lieb ist eine Blume,
Hat vielerlei Gestalt,
An ihrem ewgen Ruhme
Erquickt sich Jung und Alt.
So wie das blaue Veilchen
Von zarter Liebe spricht,
Und gib ihr nur ein Weilchen –
Mit Güte geizt sie nicht.
So blühet die Narzisse
Nur ganz für sich allein,
Und ihre Pracht, das wisse,
Dient nur dem eitlen Schein.
Die Sonnenblume wieder,
Steckt voller Fröhlichkeit,
Sie singt dir heitre Lieder
Und schwingt ihr gelbes Kleid.
Die rote Rose wahrlich
Ist aller Königin,
Küsst sie dich heiß und zärtlich,
Fällst auf die Knie’ du hin.
So geht es ewig weiter
Im bunten Pflanzenreich,
Es findet sich kein Meister,
Der alle kennt zugleich.
Wenn ich mich heut erinnre
An unsre Liebelei,
Da kommet mir im Sinne
Die Pfingstrose herbei.
Wie reich ist ihre Blüte,
Welch Füll und Üppigkeit!
Und weich wird das Gemüte
Bei solcher Herrlichkeit.
Doch nur nach ein paar Wochen
Ganz nackt der Kelche steht,
Schon ist die Blüt zerbrochen,
Die Blättlein sind verweht.
Für diesen bösen Scherze –
Wer zürnt den Göttern nicht?
Dass immerfort ein Schmerze
Die Freuden unterbricht.
Doch wär’s gar leicht hingegen,
Und ewig Amors Gunst –
Wär noch die Lieb ein Segen?
Wär öde nicht die Kunst?
Schau, voll ist noch der Garten,
Und Jugend fehlt uns nicht,
Gar schöne Blumen warten,
Greif hin mit Zuversicht.